Montag, 2. März 2015

Distillery Review: Bruichladdich

Die Malt Mariners Distillery Reviews sind kleine Reiseberichte, die sich speziell mit dem Besuch unserer geliebten Whisky Brennereien befassen. Bitte beachtet hierbei, dass es sich um Eindrücke einer Einzelperson handelt. Die Einblicke und Eindrücke können daher nur einen kleinen Ausschnitt widerspiegeln.

Distillery Review 3: Bruichladdich


Man kann wohl von keiner Islay Brennerei behaupten, sie sei uninteressant. Nichtsdestotrotz wurde vermutlich über kaum eine Brennerei mehr geschrieben, diskutiert und berichtet, als über Bruichladdich. Dies liegt wohl in der stürmischen Geschichte der Brennerei begründet und in dem "Geist", den sie schließlich erweckte.  
Bruichladdich wurde 1881 von den Brüdern Robert, William und John Gourlay Harvey gegründet. Interessantes Detail: Sie wurde nicht wie die meisten Brennereien aus Farmgebäuden "zusammengeflickt", sondern als Brennerei geplant und gebaut. Somit war sie eine der fortschrittlichsten Brennereien ihrer Zeit. Bruichladdich ist (zu recht) stolz darauf noch heute viele der ursprünglichen Ausrüstungsbestandteile zu verwenden, wie etwa die Mühle.


Nach den üblichen Besitzerwechseln wurde die Brennerei 1994 stillgelegt. Dezember 2000 schließlich erwarben Mark Reynier, Simon Coughlin und Gordon Wright (bekannt durch den unabhängigen Abfüller Murray McDavid) für 7.500.000 Pfund die stillgelegte Brennerei, die noch ein Lager mit gefüllten Fässern vorzuweisen hatte. Jim McEwan, zuvor für Bowmore tätig, wurde als Brennmeister gewonnen. Das Motto der Brennerei "Progressive Hebridean Distillers" prangt noch heute auf den Brennereigebäuden. 


In der Folgezeit machte sich die Brennerei einen Namen durch unzählige (ja unübersichtlich viele) Abfüllungen und rührte fleißig die Werbetrommel für die traditionelle und regional agierende Brennerei Bruichladdich. Ich erinnere mich noch gut vor einigen Jahren eine Doku über Bruichladdich gesehen zu haben und an die Begeisterung die ich damals empfand. So war Bruichladdich mit einer der Gründe, warum ich 2014 Islay besuchte. Doch jede Sturm und Drang Phase hat ihr Ende. 2012 wurde die Brennerei von Rémy Cointreau für 58.000.000 Pfund gekauft. Kein schlechter Deal für die bisherigen Besitzer. Bleibt zu hoffen, dass das Expertenteam sich bald weiterer stillgelegter Brennereien annimmt (wie etwas der Port Charlotte Brennerei).


Nun gut die "jungen wilden Jahre" von Bruichladdich sind vorbei. Wir dürfen aber  gespannt sein, was die Brennerei in der Zukunft für uns bereit hält. Ihre riesige Range wurde jedenfalls schon einmal auf eine übersichtlichere Zahl von Abfüllungen zusammengekürzt. Ein wichtiges Vermächtnis der Experimentierfreude der alten Besitzer ist sicherlich der "Octomore", der rauchigste Whisky der Welt. Mit bis zu über 180 ppms (Parts Per Million) schlägt er andere Islay Malts um Längen (gewöhnlich zwischen 30 und 60). 


Der Besuch vom winzigen Ort Bruichladdich und der gleichnamigen Brennerei ist, wie auf Islay so viele Brennereien, mit dem Bus möglich. Wenngleich man manchmal etwas Glück haben muss und ggf. auch mal in einen Schulbus einsteigen muss ;). Bei gutem Wetter kann man von Bruichladdich aus über das Loch Indaal zum Ort und der Brennerei Bowmore hinübersehen. 




Der Besuch der Brennerei war ein reines Vergnügen. Als ich dort eintraf fielen mir die vielen jungen attraktiven Frauen auf, die bei Bowmore arbeiteten. Im Verlauf des Urlaubs wurde mir klar, dass dies Usus auf der Insel ist und der einheimischen Jugend eine Arbeitsperspektive bietet. Nichts dagegen einzuwenden! Die sehr gute Tour wurde ebenfalls von einer jungen Frau names Michelle durchgeführt. Einige Highlights der Tour waren die offene Mashtun, die Mühle aus dem 19. Jahrhundert und die eigene Abfüllanlage. Bruichladdich hat neben den Pot Stills für ihren Whisky auch noch eine eigene Brennblase in der sie den hauseigenen Gin brennt. Die Still wurde liebevoll "Ugly Betty" getauft und ist mit einem (gar nicht so hässlichen) Pinup geschmückt. Bei Bruichladdich läuft eben vieles etwas informeller  und "progressiver" :). Die Verkostung nach der Tour fiel äußerst großzügig aus. Soll mir nochmal einer damit kommen Schotten seien geizig ^^. 


Fazit: Bruichladdich ist ein absolutes Muss für Whisky-Fans. Wer den langen Weg nach Islay auf sich nimmt, der sollte sich einen Besuch (oder ein Warehouse Tasting) nicht entgehen lassen! Es gibt reichlich zu entdecken!


Slainte Mhath! 

Euer Leon 


Fakten (Stand März 2015):
Eigentümer: Remy Cointreau
Gegründet: 1881
Produktionsvolumen pro Jahr: 1.500.000 Liter
Adresse: Bruichladdich, Islay, Argyll, PA49 7UNI, Scotland 
Aussprache: "Bruickladdie/ Bruichladdie/ Bruiladdie"
Erreichbar: Mit dem Auto, Mit dem Bus





Quellen: 
- Hoffmann, Marc (2007): Whisky - Marken aus der ganzen Welt; Bath, New York, Singapore, Hong Kong, Cologne, Delhi, Melbourne: Parragon 
http://de.wikipedia.org/wiki/Bruichladdich_(Whiskybrennerei)
http://www.maltmadness.com/whisky/bruichladdich.html
Jackson, Michael (2010); Malt Whisky; London, New York, Melbourne, München, Delhi: Dorling Kindersley 
- Wündrich, Katja; Seonaidh, Adams (2012): Whisky Trails; Frankfurt am Main: Goldfinch

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